Sex genießen. Dank Reformation.
Sex kann man - notfalls - auch ohne Reformation genießen. Zweifellos. Woran wir - zugegebenermaßen: etwas provokativ und mit einem Augenzwinkern - mit unserem Aufkleberspruch erinnern möchten:
Mit ihrer Rückbesinnung auf die biblischen Quellen („Ad fontes“) als Ursprung des Glaubens und Richtschnur christlicher Theologie hat die Reformation den durch manch verquere mittelalterliche Moralvorstellung verstellten Blick auf Sexualität als eine gute Gabe Gottes wieder freigelegt. Die Bibel feiert und würdigt nämlich die Liebe, gerade auch in ihrer körperlichen Dimension. Zu den unaufgebbaren reformatorischen Grundeinsichten gehört weiter die Aufhebung der Trennung (nicht: der Unterscheidung!) von „Heilig“ und „Profan“; demnach gehen „Weltliches“ und „Geistliches“ stets ineinander über. Wiedergewonnen wurde damit die Achtung vor den Realitäten der menschlichen Natur als „ein göttlich Werk“. Für sein persönliches Leben hat Martin Luther daraus die Konsequenz gezogen und als Geistlicher geheiratet. In seiner Ehe mit Katharina von Bora konnte er nach eigenem Bekunden Sexualität unbeschwert genießen. In dieser reformatorischen Tradition haben evangelische Theologen des 20. Jahrhunderts wie Karl Barth oder Dietrich Bonhoeffer in ihren ethischen Überlegungen Sexualität aus der Verzweckung als eheliches Mittel zur Fortpflanzung befreit und in ihrem Eigenwert würdigen können. Johannes Ahrens Zitate aus führenden theologischen Lexika zum Thema: „Die Reformation … legte den Grundstein für die Entstehung einer modernen, von kirchl. Normen unabhängigen Sexualmoral.“ Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Bd 7, Sp. 1250 „Die Hochachtung, die die Reformation der Ehe und den Gegebenheiten des Ehelebens entgegenbrachten, ermutigte später ihre Anhänger, dem affektiven Element in partnerschaftlichen Beziehungen eine größere Bedeutung als früher zuzuweisen.“ TRE, Bd 31, S. 204 "Luther bejahte Sexualität als eine Kraft, die dem Menschen bereits in dieser Welt eine von Gott geschenkte Erfüllung gibt." (Heinz Schilling, Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs. S. 330) "Ehe und eheliche Sexualität sind die säkulare Entsprechung der religiösen Gnadenerfahrung und säkulare Manifestation der Freiheit des Christenmenschen." (Heinz Schilling, Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs. S. 331) "Die den Zölibat befürworten, sollten auch das Scheißen verboten haben." Martin Luther (Quelle: Luther zum Vergnügen, Reclam, S. 71)
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